Heute möchte ich Euch von einem Erlebnis der besonderen Art berichten. Als ich beim Zappen im Fernsehen den Aufruf zu dem Wettbewerb "Bühne frei" sah, sind mir natürlich sofort meine beiden Seniorengruppen eingefallen und ich habe dem rbb ein Video verschiedener Auftritte von uns übersandt.Mit nicht so großer Hoffnung, da ich dachte , diesem Aufruf werden sicherlich `einige´ Laiengruppen folgen. Schon 1 Woche später bekam ich ein Anruf vom rbb , dass die fortgeschrittenen Gruppe The - Tap- Dance- Oldies Berlin Wilmersdorf für Filmaufnahmen vorgesehen sind. Die Aufregung war natürlich groß ! Die Seniorinnen sind zwar alle noch sehr fit, aber zweifelten doch an meiner Courage, mich für so einen Auftritt, zumal live im Fernsehen gesendet, zu bewerben.
Zunächst trafen wir uns mit dem rbb 1 Woche vor dem Live-Auftritt in der Wohnung einer Step-Seniorin Margit Hoffman, um Filmaufnahmen für den Einspieler der Sendung zu machen.
Das Team bestand aus der Regiseurin Frau Jana von Rautenberg, aus einem Kameramann und dem Mann für den Ton. Wir sollten beweisen, dass Senioren sich nicht nur mit Kaffeeklatsch beschäftigen, sondern auch nur anderweitig sehr aktiv sind. Zunächst wurden wir beim Kaffetrinken mit 2 riesigen Torten und zwei unheimlich großen Schüsseln Sahne (hatte ich bei Margit wegen der Bestätigung des Klisches extra bestellt) gefilmt.
Aus der Kaffeetafel wurden wir dann in alle Lebenslagen gebeamt, die wir natürlich nur parallel mit steppen bewältigen. Ob bei der Arbeit in der Küche, beim putzen, beim telefonieren, beim Treppen steigen - überall und nirgends muß gleichzeitig gesteppt werden.
Aber davon nicht genug. Jede von uns wurde noch einzeln interviewt. Alle berichteten über die Begeisterung des Steptanzes, wie sie dazu gekommen sind, wie lange sie schon tanzen und welcher Stellenwert der Steptanz für sie in ihrem Leben hat. Die Seniorinnen haben das so gut gemacht, dass mir zuletzt fast keine neuen Argumente mehr übrig blieben.
Nach den ersten Versprechern, viel mir dann doch noch einiges ein. Und wie ihr euch vorstelle könnt, wurde für den Einspieler aus den 2 stündigen Aufnahmen so viel zusammengeschnitten, dass nur noch 2 Minuten übrige blieben.
Die letzten Aufnahmen fanden dann auf der Straße statt, die zum Glück verkehrsberuhigt war. Zu neunt steppten wir die Straße a la Chorus Line rauf und runter. Wir wurden in kleinen Gruppen und einzeln gefilmt und paar Großaufnahmen wurden von unseren steppenden Füßen gemacht.
Glücklich aber müde haben wir uns dann am Abend von dem rbb Filmteam verabschiedet.
Am 20.6.05 kam dann der große Tag. Bereits um 14 Uhr mußten wir uns am Übertragungsort, dem Prager Cafe in Berlin Steglitz, einfinden.
Und die Laien staunten, welcher Aufwand für eine Live-Übertragung betrieben wurde ! 1 großer Übertragungswagen und noch 2 andere Wagen "reisten" an. Vor lauter Technik war im Cafe kaum noch Platz zum Tanzen.
Natürlich war eine Maskenbildnerin vor Ort und wir wurden professionell geschminkt. Nun mußten wir nur noch in unsere Kostüme anziehen und die ersten Stellproben "über uns ergehen lassen".
Der Moderator Reiko Thal und die Regisseurin Frau von Rautenberg haben uns dabei freundlich begleitet und unterstützt.
Die verschiedenen Interwievs mit den Tänzerinnen und mit dem Publikum wurden geprobt. Und natürlich der eigentliche Live Auftritt nach dem Titel von Robby Williams: "Straightn' up and fly right".
Die Spannung stieg ins unermeßliche und schließlich - um 19 Uhr Ortszeit Berlin - war es dann soweit. Reiko Thal kündigte uns live im rbb an und wir stürmten das Prager Cafe und tanzten das die Step-Eisen qualmten. Der Auftritt gelang ohne größere Patzer. Und als uns Herr Thal am Schluß fragte, ob wir außer Atem seien, konnten wir nur erwiedern: " Nein, überhaupt nicht!"
Stolz, daß wir diese Aufgabe gemeistert haben, wurde natürlich erst mal mit einem Glas Sekt angestoßen und gefeiert. Für meine Seniorinnen und mich war es ein ganz besondere Tag. " Das ich das noch mal erleben durfte", meinte Jutta auf dem Heimweg.
Ich möchte mich auf diesem Weg noch einmal ganz herzlich bei meinen Seniorinnen für ihre professionelle Mitarbeit bedanken. Dieser gemeinsame Auftritt hat uns noch etwas mehr zusammengeschweißt.
Auch die ruhige, wenn auch bestimmte Art von Frau von Rautenberg und der lustige Umgang von Herrn Thal hat uns alle Ängste genommen, um eine gute Show "hinzulegen".
Na denn, heute noch im Prager Cafe - morgen schon ........
Marina Boy